
Pferdepraxis Waldhausen
Knochenzysten
Knochenzysten sind Hohlräume im Knochen, welche in Gelenknähe oftmals zu Lahmheiten und Schmerzen für das betroffene Pferd führen können. Sie können einerseits genetisch bedingt sein (Osteochondrosekomplex), d.h. während des Wachstums entstehen, ähnlich wie die Fragmente (Chips) in den Gelenken von jungen Pferden. Aber auch nach feinen, gelenksnahen Rissen im Knochen kann sich aus einer Fissur aufgrund des Gelenkdruckes und der Auswanderung von Gelenksflüssigkeit eine Knochenzyste bilden. In unserer Klinik werden diese traumatisch bedingten Knochenzysten, wenn sie für die Pferde schmerzhaft sind, wenn möglich mittels einer Zugschraube fixiert.


Bilder oben: Röntgenologische und computertomographische Aufnahme einer Knochenzyste (gelbe Pfeile) im Hufbein eines Jährlings mit weiter Öffnung zum Hufgelenk. Diese Zyste ist genetisch bedingt.
Die Versorgung von Knochenzysten unter computertomographischer Kontrolle wird bei uns schon seit über 20 Jahren durchgeführt. Wir leisteten damals Pionierarbeit auf diesem Gebiet und waren weltweit eine der ersten Pferdekliniken, die Operationen unter CT-Kontrolle beim Pferd durchgeführt haben (siehe Publikation 2004). Heutzutage führen wir diese Füllung minimalinvasiv mit einem chirurgischen Verfahren durch, welches wir aus der Humanmedizin übernehmen konnten. Hierbei wird die Zyste unter computertomographischer Kontrolle mittels einem hohlen Spezialbohrer angebohrt und mit dem flüssigen Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Diese Spezialmischung härtet innerhalb weniger Minuten aus und fixiert somit den Knochen, so dass die Gefahr einer Knochenfraktur in der Aufstehphase des Pferdes deutlich minimiert wird. Das Material wird dann in der Folgezeit vom Körper in normales und gesundes Knochengewebe umgebaut. Dieses sehr neue Verfahren aus der Humanmedizin kann auch bei schwer zugänglichen oder großen Zysten z.B. im Kniegelenk eingesetzt werden.
Ist bei einer gelenksnahen Knochenzyste schon ein großer intraartikulärer Knorpeldefekt in Verbindung mit einer großen Öffnung bzw. Einbruch der Gelenksfläche in die Zyste vorhanden, ist die Füllung mit Knochenersatzmaterial (s.o.) nicht möglich, da das Ersatzmaterial ins Gelenk laufen kann und somit als Fremdkörper die Gelenkflächen zerstören kann.
In diesem Fall versuchen wir den Knorpel-/Knochenaufbau mithilfe von körpereigenen Stammzellen herbeizuführen. Hierbei wird dem Patienten Knochenmark aus dem Brustbein entnommen und mit einer entzündungshemmenden Substanz gemischt. Danach wird dieses zähflüssige Material mittels extraartikulärem Anbohren der Zyste oder direkt über einen arthroskopischen Zugang vom Gelenk aus in die Zyste transplantiert. Da es sich um körpereigenes Material handelt besteht hier kein Risiko der Unverträglichkeit im Gelenk.
Bilder oben: Operative Anbohrung und Füllung einer Knochenzyste im vorderen Kronbein eines Springpferdes.
Bilder unten: Erfolgreiche Anbohrung und Füllung einer Zyste (blauer Pfeil) im Vorderfußwurzelgelenk eines Dressurpferdes unter computertomographischer Kontrolle.